Durch ihren Beitritt zum bundesweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am 9. Januar 2023 bezieht die Ludwig-Erhard-Schule (LES) eindeutig Stellung: Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung haben hier keinen Platz!
Auf Initiative der damaligen Schüler(innen)vertretung (SV) der Ludwig-Erhard-Schule entschied sich die Schulgemeinde der LES im vergangenen Schuljahr, dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ beizutreten und sich somit zu verpflichten, sich aktiv jeglicher Form von Diskriminierung entgegenzustellen und engagiert für eine gleichberechtigte Welt einzutreten.
Am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien hatte die LES nun zur offiziellen Titelverleihung im feierlichen Rahmen ins Foyer der Schule eingeladen. Die Anwesenden erwartete ein abwechslungsreiches Programm aus Redebeiträgen, Podiumsrunde und anschließendem Austausch. Abgerundet wurde das Ganze durch Beiträge von Schülerinnen und Schülern in Form eines Kurzfilms und eines Rap-Beitrags.
Besonderer Dank richtet sich an das Organisationsteam, das aus Vertreter/-innen der SV und des Lehrerkollegiums bestand. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe haben sich unermüdlich für den Beitritt ins Netzwerk eingesetzt und engagiert über viele Monate an der Planung der Veranstaltung zur Titelverleihung gearbeitet.
In seiner Begrüßungsrede beschrieb der Schulleiter Bernhard Friedrich die LES als „Schule der Vielfalt“: Die kaufmännische Berufliche Schule im Westen des multikulturellen Frankfurts vereine unter ihrem Dach unterschiedliche Voll- und Teilzeitschulformen, wodurch es nicht ungewöhnlich sei, dass die Altersspanne der Schüler/-innen von 15 bis 40 Jahren reiche und auch das Spektrum der schulischen Vorbildung weit gefächert sei. „Die individuelle, kulturelle und religiöse Vielfalt unserer Schülerschaft, unseres Lehrerkollegiums sowie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfinden wir als Bereicherung und echte Chance, voneinander zu lernen“, erläuterte der Schulleiter. „Wenn so viele unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen, bilden gegenseitige Achtung und Wertschätzung untereinander eine wichtige Grundvoraussetzung für ein positives Schulklima und erfolgreichen Unterricht.“
Ein Kernziel des pädagogischen Handelns sieht der Schulleiter in der Entwicklung der Schüler/-innen hin zu selbständigen, eigenverantwortlichen und toleranten Persönlichkeiten im demokratischen Miteinander. Diesem Gedanken entsprechend freute er sich besonders darüber, dass es dem Orga-Team gelungen war, den SPD-Bundestagsabgeordneten Armand Zorn, der bereits 2021 im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Fachschaft Politik zu Gast an der LES gewesen war, als Projekt-Paten für den Netzwerkbeitritt zu gewinnen.
Die weitere Moderation der Veranstaltung übernahm der Schulsprecher Dean Christian Brandt, Schüler der elften Klasse der Fachoberschule. Der junge Mann berichtete von aktuellen Vorhaben der Schüler(innen)vertretung wie z. B. der Etablierung eines Beschwerdemanagements durch die SV und gab einen Ausblick auf geplante Aktivitäten wie die Themenwoche der LES im Februar, die der Schulgemeinde ausreichend Zeit und Raum bieten wird, sich mit den Themen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung auseinanderzusetzen.
Ein Kurzfilm, der als Gemeinschaftsprojekt verschiedener Klassen der Fachoberschule und der Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung entstanden war, verdeutlichte auf eindrückliche Weise, wie für die Schüler/-innen eine diskriminierungsfreie Schule aussehen muss: Sie wollen so respektiert werden, wie sie sind – unabhängig von Aussehen, Herkunft oder Religion.
Wortgewandt führte der Schulsprecher Dean Christian Brandt anschließend durch den Podiumsaustausch zu Fragen rund um Rassismus und Diskriminierung in Alltag und Schule und den Beitritt der LES zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Sinem Tiryaki, die als Vertreterin der SV an der Runde teilgenommen hat, berichtete, dass sie selbst auch schon Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung machen musste. Daher sei es ihr besonders wichtig, dieses Thema in der Schule aufzugreifen und sich intensiv damit auseinanderzusetzen.
Auch der Projekt-Pate der LES, der Bundestagsabgeordnete Armand Zorn, wurde in seinem Leben mehrfach mit Rassismus konfrontiert. Auf die Frage, wie er darauf reagiert habe, entgegnete er, er unterscheide hier zwischen zwei Situationen: Bei eindeutig rassistischen oder diskriminierenden Äußerungen und Handlungen sei es wichtig, den Mund aufzumachen und deutlich zu sagen „Das geht so nicht!“ Oft sei es aber schwer einzuschätzen, ob eine Aussage auch so gemeint gewesen sei, wie sie rübergekommen ist. In solchen Fällen würde er sein Gegenüber darauf hinweisen, wie das Gesagte angekommen sei und eine Erklärung abwarten. So könne man Menschen auch dafür sensibilisieren, dass manch unbedacht formulierte Äußerung durchaus diskriminierender Natur sei, auch wenn eine entsprechende Intention gar nicht vorhanden ist.
Serpil Unvar, die Mutter des 2020 bei den rassistisch motivierten Anschlägen in Hanau getöteten Ferhat Unvar, nahm ebenso an der Podiumsrunde teil. Nach dem gewaltsamen Tod ihres Sohnes gründete sie die Bildungsinitiative Ferhat Unvar, die mit ihrer Arbeit an Schulen Rassismus und Diskriminierung entgegenwirken möchte. „Wir brauchen politisches Engagement an Schulen“, betonte Serpil Unvar. „Es ist unsere soziale Verantwortung, gemeinsam gegen Rassismus vorzugehen.“
Ihre Initiative bietet Workshops und Vorträge für Schulen an, die sicher auch an der LES ihren festen Platz finden werden.
Der Schulleiter Bernhard Friedrich machte deutlich, dass ihm und seiner Schulgemeinde bewusst ist, dass der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ keine Garantie dafür sei, dass eine Institution frei von Diskriminierung ist. Der Beitritt ins Netzwerk stelle für ihn ein wichtiges, öffentliches Bekenntnis der ganzen Schulgemeinde dar, sich im Alltag bewusst gegen Ausgrenzung zu positionieren und genau hinzuschauen. Sei ein Verhalten nicht akzeptabel, gelte es, das unmittelbar anzusprechen und gemeinsam aufzuarbeiten.
Dem schloss sich auch Sabrina Becker, Landeskoordinatorin des Netzwerkes, an. Sie verdeutlichte anhand eingängiger Beispiele aus dem Schulalltag, dass Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung fester im Alltag verankert seien, als es einem vielleicht bewusst ist: Schüler/-innen benutzten unreflektiert Begriffe wie „Jude“ als Schimpfwort, Mitschüler/-innen würden aufgrund ihres Aussehens gehänselt oder es werde über sexuelle Orientierung gewitzelt.
Sie hob noch einmal den Auftrag hervor, der mit dem verliehenen Titel verbunden ist: Aktiv jeglicher Form von Diskriminierung entgegentreten und somit jeden Tag einen Schritt hin zu einer Schule zu machen, die wahrhaft ohne Rassismus ist und Courage zeigt, sobald dieser sich auch nur im Ansatz zeigt.