Im November 2023 gastierte das Theaterensemble „KORTMANN&KONSORTEN“ um die Regisseurin Sarah Kortmann erneut an der Ludwig-Ludwig-Erhard-Schule (LES): „WOYZECK oder der Mangel an Alternativen“ nach Georg Büchners Dramenfragment beschäftigte die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen der Fachoberschule.
Bereits 2016 spielte Sarah Kortmanns Ensemble „KORTMANN&KONSORTEN“ den Woyzeck im Foyer der Ludwig-Erhard-Schule. Als bekannt wurde, dass Georg Büchners Soziales Drama Prüfungsinhalt der Zentralen Abschlussprüfung 2024 der Fachoberschule (FOS) sein wird, gelang es Jutta Mühlhof, Deutschlehrerin und Koordinatorin für alle kulturellen Veranstaltungen an der LES, die Theatercrew erneut an die Schule zu holen.
Erwartungsvoll saßen die Schülerinnen und Schüler der zwölften Klassen der FOS am 23. November 2023 im Foyer. Im Unterricht hatten die Jugendlichen sich bereits intensiv mit Büchners Werk auseinandergesetzt, so dass die Handlung allen bekannt war: Der einfache Soldat Franz Woyzeck lebt in der Zeit des Vormärzes in einer hessischen Garnisonsstadt. Um seine Geliebte Marie und ihr uneheliches Kind versorgen zu können, stellt er sich als medizinisches Versuchsobjekt zur Verfügung. Demütigungen durch den Doktor und seinen Vorgesetzten nimmt er klaglos hin. Als Marie ihn mit dem Tambourmajor betrügt, ersticht er sie. Doch „Kortmann & Konsorten“ hielten eine Überraschung für ihr Publikum bereit!
Der Mord an Marie begegnete den Zuschauerinnen und Zuschauern gleich zweimal – als Prolog und als Epilog. Die Spielfolge der elf dazwischenliegenden Szenen stand nicht fest! Die Reihenfolge, in der die Szenen gespielt wurden, wurde zu Beginn mit den Schülerinnen und Schülern ausgelost. So ergab sich eine Abfolge, die deutlich von der aus dem Unterricht bekannten Chronologie abwich, wodurch die Frage, die bereits im Unterricht ausgiebig diskutiert wurde, noch einmal Fahrt aufnahm: Was trieb Woyzeck zu seiner Tat? War es Wahnsinn? Die Mangelernährung durch die Erbsendiät? Oder doch „einfach nur“ Eifersucht? Die überraschende Inszenierung eröffnete die Gelegenheit, Woyzeck und sein Handeln noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und ggf. neu zu bewerten.
Auch der Charakter der Aufführung wusste zu überraschen – was nicht verwunderte, schrieb doch die FAZ schon 2016 nach der Uraufführung durch Kortmann & Konsorten: „[S]o einen Woyzeck haben wir noch nicht gesehen.” Schrille Kostüme, Schlager wie „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ oder „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“ und ein ausufernder multimedialer Exkurs zum Thema Erbsen gaben den Schülerinnen und Schülern zu denken. Dass es dem Ensemble so gelungen ist, eine intensive Auseinandersetzung mit der Aufführung zu initiieren, zeigten danach im Unterricht eingefangene Eindrücke.